Erschienen am 03. Januar 2025
Branche unter Druck
Wir wollen das Höfesterben überleben
Der Borgfelder Landwirt Enno Schumacher über Herausforderungen, Bürokratie und Protest
Herr Schumacher, Sie wollen 2025 den landwirtschaftlichen Betrieb Ihrer Eltern in Borgfeld übernehmen, was treibt Sie an?
Enno Schumacher: Ich habe mein ganzes Leben hier auf dem Hof an der Katrepeler Landstraße verbracht. In der Schule hatte ich kurz überlegt, ob ich eine Banklehre machen soll. Aber die Landwirtschaft ist spannender.
Die Landwirtschaft steckt in der Krise, heißt es. Wie sehen Sie das?
In der Landwirtschaft ging es schon immer auf und ab. Meine Ausbildung als Landwirt habe ich 2015/16 absolviert – mitten in der Milchkrise. Da haben wir über 17 Cent Milchgeld pro Liter gesprochen – da war die Anspannung in den Betrieben riesig. Das war ein Betrieb mit Neubauten – mit Investitionen vorweg – da gab es Ängste, dass man das alles nicht mehr bezahlen könne. Wenn man jeden Monat weiß, dass am Ende nichts übrig ist, dann ist das schwierig. Als ich mit der Ausbildung fertig war, ging es zum Glück wieder bergauf.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung für die Landwirtschaft im kommenden Jahr?
Die größten Probleme liegen in der Planungsunsicherheit. Durch häufige Regierungswechsel und die Reformation der Agrarförderpolitik ist da einiges im Argen. Es gibt EU-, Bundes- und Ländermittel. Es gibt eine Grundunterstützung und Sondertöpfe. Die Laufzeiten sind meistens fünf Jahre. Wenn man Stallungen baut, dann plant man für 30 Jahre – wenn sich dann jedoch alle fünf Jahre die Anforderungen für die Tierhaltung ändern, ist das ein Problem. Hinzu kommt in unserer Region, dass wir viele Naturschutzflächen haben – auf dem Dauergrünland haben wir keinen Marktertrag. Das müssen wir mit der Tierhaltung wieder reinholen.
Seit 25 Jahren züchtet Ihre Familie Rinder und verkauft das Fleisch inzwischen im eigenen Hofladen – alles in Bioland-Qualität. Setzen Sie das fort?
Ja, wir haben in den vergangenen Jahren viel investiert – in Stallungen, in den Hofladen, in die Rinderzucht – mit meiner Schwester haben wir zusammen am Hollerdeich eine Pferdepension eröffnet. Das wollen wir weiterentwickeln. Wir bewirtschaften rund 150 Hektar – in Borgfeld und Oberneuland, Timmersloh und im Blockland. Seit 2007 haben wir unsere Stallungen am Hollerdeich. Jetzt heißt es für mich, die Investitionen wieder reinzuholen.
Der konventionelle Markt macht dem Biomarkt Konkurrenz – macht Ihnen das zu schaffen oder profitieren Sie nach wie vor von der Bio-Nische?
Momentan sind die Milchpreise auf dem konventionellen Markt sehr hoch – die haben praktisch den Biomarkt eingeholt. Beim Fleisch liegt die Preisspanne zwischen 15 und 35 Cent pro Kilo, die wir vom Schlachthof für Bio-Ware mehr bekommen – im Vergleich zu konventionellen Produkten. Wenn man an der Ladentheke den Preisunterschied zwischen Bio-Ware und konventionellen Produkten sieht, dann fragt man sich: Wer steckt sich das Geld ein?
Wer?
(lacht) Die Landwirte sind es jedenfalls nicht. Vermutlich der Einzelhandel und die großen Konzerne. Ein Beispiel: Der konventionelle Schlachtmarkt zahlt den konventionellen Landwirten für das Kilo Fleisch 5,80 Euro – was momentan sehr hoch ist. Wir Biolandwirte bleiben aber auch unter sechs Euro. Wir haben zurzeit rund 16 Cent pro Kilo, die wir mehr bekommen. Für das gesamte Tier, bei 450 Kilo, redet man von 70 bis 80 Euro, die wir mehr erwirtschaften als konventionelle Landwirte. Dafür haben wir aber ein Drittel mehr Aufwand.
Um selbst vom Gewinn zu profitieren, vertreiben Sie Ihr Fleisch nicht mehr über Supermärkte?
Nein. Das passt nicht. Die Supermärkte wollen zwar regionale Produkte anbieten – aber da heißt es dann: Liefert uns doch ein paar Filetstränge. Aber wir verkaufen das ganze Tier – die Knochen, Bauch, Innereien – eben alles. Damit wir nichts wegwerfen müssen. So ist es ökologisch sinnvoll. Die Leute kommen zu uns auf den Hof. Die Nachfrage ist nach wie vor gut. Wir ergänzen uns da mit anderen Betrieben aus der Region – neben Rindfleisch gibt es auch Geflügel, Wild, Lamm, Eier, Wurstwaren. Das breite Angebot lockt die Kundinnen und Kunden.
Welche Herausforderungen birgt der Klimawandel für die Landwirtschaft?
Durch das Hochwasser Anfang vergangenen Jahres stand das Wasser mehrere Monate lang auf unseren Flächen. Wir konnten nicht aussäen, mussten Neusaaten beantragen – das hat so lange gedauert, bis die Felder verunkrautet waren. Dann müssen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden – was durchaus zu vermeiden gewesen wäre. Hätten wir Landwirte mehr Freiräume, könnten wir ökologischer wirtschaften. Das Problem ist, dass kein Politiker mehr kurzfristig regionale Entscheidungen treffen kann – das ist bei Hochwasser und anderen Klimaereignissen aber notwendig. Das wird alles in Brüssel entschieden – und das dauert oft viel zu lange. Damit schaden wir unserer Wirtschaft.
Haben Sie im vergangenen Jahr an den Bauernprotesten teilgenommen?
Ja, einmal, aber eher aus Solidarität zu den Kollegen. Wir bekommen für unsere Arbeit viel Lob – die Leute schätzen das, was wir machen. Unser Ansehen in der Gesellschaft ist nicht so das Problem. Ich glaube, das ist in Bremen ganz in Ordnung. Wir sind ein kleines Bundesland und die Leute kommen deshalb mehr zusammen. Was fehlt, ist leider oft das Verständnis dafür, dass wir die Ernte einfahren müssen – auch an Feiertagen oder am Abend.
Dann beschweren sich die Anwohnerinnen und Anwohner?
Ja. Das ist ein Problem. Viele Leute haben zwar Verständnis, aber manche rufen einfach gleich die Polizei, anstatt mal selber mit uns zu reden. Dann klärt sich das nämlich meistens – wenn das Wetter umschlägt und wir noch Heu einfahren müssen. Dann spricht man und erklärt, dass wir noch eine halbe Stunde brauchen.
Was kann die Landwirtschaft tun, um in der Bevölkerung wieder mehr Verständnis für ihre Arbeit zu bekommen?
Es ist wichtig, ins Gespräch zu kommen – bei Trecker-Fahrten, bei Demos, aber man muss den Leuten auch erklären, warum man streikt – da gab es oftmals einen guten Austausch und Daumen hoch am Straßenrand. Was nicht geht, sind politische Botschaften wie Galgen am Straßenrand. Wir müssen besser erklären, warum wir beispielsweise den Agrardieselausgleich brauchen: Weil wir mit unseren landwirtschaftlichen Maschinen nicht auf der Autobahn unterwegs sind, und Straßen abnutzen, sondern damit unsere Felder bewirtschaften. Deshalb haben wir dort eine Steuervergünstigung – und die ist sinnvoll. Wir Schumachers öffnen unseren Hof regelmäßig für Besucher und Schulklassen. Wir feiern den Weideaustrieb, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Was wünschen Sie sich fürs kommende Jahr von der Politik?
Weniger Auflagen: Wir mussten beispielsweise für den Hofladen vor drei Jahren eine TSE-Kasse anschaffen, die alles verschlüsselt an das Finanzamt übertragen kann. Damals haben wir die Kasse angemeldet, aber da funktionierte das seitens des Amtes noch gar nicht. Also hätten wir damals noch drei Jahre mit der alten Kasse weiterarbeiten können. Wir haben inzwischen einen ganzen Raum voller Kassen! Wir müssen Kassenwaagen zehn Jahre aufbewahren – ständig gibt es neue Bestimmungen, die dann aber doch gar nicht greifen. Ich wünsche mir, dass man da mit gesundem Menschenverstand ran geht. Und nicht ständig neue Auflagen schafft, die sich hinterher als überflüssig herausstellen.
Wo sehen Sie Ihren Betrieb in fünf Jahren?
Wir wollen das Höfesterben überleben. Kleine Betriebe wie wir, mit 180 Kühen, haben die gleichen Auflagen wie große Betriebe mit mehreren Tausend Tieren. Viele kleine Betriebe hören deshalb auf, vor allen Dingen, wenn sie keine Nachfolger haben: Wer mit Mitte 50 eine Siloplatte für seinen Hof bauen soll und 300.000 Euro investieren muss, für den rechnet sich das ohne Nachfolge nicht. Dann sagen sich die Landwirte: Dann dreh ich die Bude eben dicht. Hinzu kommt: Die Baukosten haben sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Die Baugenehmigung für unseren Pferdestall hat dreieinhalb Jahre gedauert – obwohl ein Teil der Halle schon stand. Man muss in dieser Zeit ja die Kredite bedienen und hat nichts zum Abbezahlen erwirtschaftet. Da laufen einem die Kosten aus der Hand.
Das Interview führte Petra Scheller.
ZUR SACHE
Markt für Bio-Lebensmittel hat zugelegt
Das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland hat nach einem Dämpfer während der hohen Inflation voraussichtlich weiter zugelegt. „Die Umsatzzahlen der ersten neun Monate 2024 deuten auf ein Gesamtwachstum des Öko-Marktes von über fünf Prozent hin“, heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel. Das Wachstum nähere sich früheren durchschnittlichen Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent pro Jahr an. Ein starkes Wachstum gab es demnach vor allem bei verpackten, länger haltbaren Bio-Waren, zu denen Nudeln, Müslis, Gebäck und andere Fertigprodukte gehören. Das liege nach Einschätzung von Branchenexperten daran, dass in den Supermärkten „die Breite des Sortiments von Ökolebensmitteln gewachsen ist“, heißt es im Bericht. Das Bio-Frischesortiment, das zuvor die Wachstumsraten angeführt hatte, habe laut Marktforschung hingegen einen kleineren Umsatzanstieg verzeichnet. Dazu gehören Milchprodukte, Fleischwaren, Obst und Gemüse. Der lange erfolgsverwöhnte Bio-Markt war 2022 erstmals ins Minus gerutscht. Von einer Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln in der hohen Inflation waren auch Bio-Produkte berührt, die meist etwas mehr kosten. Der Markt erholte sich aber wieder.
ZUR PERSON
Enno Schumacher (28)
ist Landwirt aus Leidenschaft. Er hat den Beruf von der Pike auf gelernt und ist auf dem Hof seiner Eltern in Borgfeld tätig. In diesem Jahr will er ihn übernehmen.
Das Interview führte Petra Scheller.
Erschienen am 05.September 2024
Im Kreislauf der Natur
Die Schumachers vom Biohof in Borgfeld freuen sich über die wachsende Nachfrage an Fleisch aus Bio-Haltung
Auf dem Biohof im Bremer Ortsteil Borgfeld lebt und wirtschaftet die Familie Schumacher im Kreislauf der Natur. Bis zum Jahr 2000 war der Hof ein konventioneller Betrieb mit Milchviehwirtschaft. Heute ist die Nachfrage nach Fleisch aus Bio-Haltung so groß, dass die Familie gut von der Rinderhaltung leben kann.
Geöffnet ist der Hofladen in der Katrepeler Landstraße freitags und sonnabends. Dann können die Kunden Fleisch und Wurst direkt vom Hof sowie Eier und Kartoffeln von anderen Bio-Betrieben aus der Region erwerben. Auch Fleisch und Produkte von Geflügel, Schwein, Lamm, Ziege und Wild befinden sich im Sortiment. Unterstützung erhält die Familie im Hofladen von zwei Minijobbern.
„Die Nachfrage nach Bio-Fleisch ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Anja Schumacher. Sie freut sich, dass der Kundenstamm so vielfältig ist: vom jungen Auszubildenden, der Fleisch für Suppen oder Eintöpfe kauft, bis zur älteren Dame, die sich ein Filetsteak gönnt.
„Das Internet hat diesen Trend verstärkt“, erläutert Hofbesitzer Friedhelm Schumacher. Er beobachtet, dass auch junge Leute wieder die Freude am Kochen und Experimentieren mit Lebensmitteln entdecken. Sie würden gern neue, beziehungsweise traditionelle und kurzfristig in Vergessenheit geratene Rezepte ausprobieren. „Und sie legen Wert auf eine hohe Qualität“, ergänzt Anja Schumacher. Das Ehepaar möchte stets alle
Teile des Rindes verwerten. Aus diesem Grund gibt es im Hofladen unter anderem auch Ochsenschwänze und -zungen zu kaufen.
Hof in Familienhand
Bereits vor dem Umstieg auf Bio 2001 hat Friedhelm Schumacher zahlreiche Naturschutzflächen
bewirtschaftet. Dort dürfen ohnehin kein künstlicher Dünger und auch keine Spritzmittel aufgebracht werden. Daher fiel die Umstellung auf biologische Landwirtschaft nicht schwer. Durch die Tiere lasse sich ein Gleichgewicht herstellen, beschreibt Friedhelm Schumacher. Die Kuhfladen schaffen eine Nahrungsgrundlage für Insekten, die wiederum Vögeln zugutekommt. Darüber hinaus wird der Boden gedüngt.
Ergänzend sind die Pferde von Sportpferde Renzel auf den Flächen zu Gast. Der Betrieb wird von Schumachers Tochter Svenja Renzel und ihrem Mann Fynn Renzel geleitet. „Die Rinder fressen das, was die Pferde nicht mögen“, erläutert Friedhelm Schumacher, dessen Sohn Enno Schumacher ebenfalls in den Hof involviert ist. Stetig erhält er mehr Verantwortung für den Betrieb, sodass er diesen demnächst übernehmen wird.
„Wir hatten nicht damit gerechnet, dass unsere Kinder den Hof weiterführen wollen. Es ist sehr viel und harte Arbeit. Aber wir freuen uns natürlich sehr“, sagt Anja Schumacher.
Da die Rinder eigens für die Fleischproduktion gezüchtet wurden, geben sie nur wenig Milch und werden nicht gemolken. Stattdessen stehen die Vierbeiner im Sommer mit ihren Kälbern gemeinsam auf der Weide und grasen. Lediglich zum Locken geben die Schumachers gelegentlich etwas Getreidefutter. Im Winter leben die Tiere im Stall.
Tierwohl im Fokus
Die Bioland-Richtlinien sehen vor, dass ihnen dort eingestreute Liegeflächen und mehr Platz als in der konventionellen Haltung zustehen. Auch dürfen ihnen nur bestimmte Medikamente gegeben werden. Bei der Verabreichung gelten längere Wartezeiten bis zur Schlachtung. Anja und Friedhelm Schumacher möchten, dass es ihren Tieren möglichst gut geht. Um den letzten Weg der Rinder kurz zu halten, arbeiten sie mit einem Schlachter im rund 40 Kilometer entfernten Kirchweyhe zusammen. „Wir freuen uns, dass unseren Kunden die Nachhaltigkeit und das Tierwohl ebenso am Herzen liegen wie uns, denn nur durch sie können wir auf diese Weise wirtschaften“, sagt Anja Schumacher.
Der Bioladen in Borgfeld, Katrepeler Landstraße 56a, ist freitags von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es unter www.schumachers-biohof.de.
Erschienen am 19. Juli 2024
Borgfeld. Ein paar Kühe liegen im dichten Gras am Hollerdeich.
Einen Steinwurf entfernt wohnen die Landwirte Anja und Friedhelm Schumacher. Zwischen Hortensien und Efeuranken haben die beiden hier am Wümme-Ufer einen kleinen Hofladen eingerichtet. angeschlossen haben.
Borgfeld. Ein paar Kühe liegen im dichten Gras am Hollerdeich. Einen Steinwurf entfernt wohnen die Landwirte Anja und Friedhelm Schumacher. Zwischen Hortensien und Efeuranken haben die beiden hier am Wümme-Ufer einen kleinen Hofladen eingerichtet. Die Frage, wo die Lebensmittel herkämen, beschäftige mehr Menschen denn je, sagen sie. Im Supermarkt sei mit Mühe zu erkennen, wie frisch und wie nachhaltig ein Produkt sei. In „Schumachers Biohof-Laden“ sollen sich diese Fragen von selbst erledigen. Die Landwirte haben sich auf Bio-Rindfleisch spezialisiert. Die Tiere ziehen sie selbst auf. Alles, was hier über den Tresen geht, muss Bio-Qualität haben – so besagen es die strengen Regeln, die sich der Verband Bioland auferlegt hat, dem sich Anja und Friedhelm Schumacher im Jahr 2000 angeschlossen haben.
Rouladen, Braten, Beefsteak, Entrecôte, Teres Major Steak, Tafelspitz und Grillwürstchen liegen fein sortiert in der Vitrine. Es gibt hiesige Kartoffeln, Eier, Geflügel, Ziege, Lamm und Wild, Wurstwaren und frisches Gemüse – alle Produkte kommen vom Erzeuger und sind nicht weiter als 50 Kilometer gereist.
Uwe Fass kommt an diesem warmen Sommertag ganz aus Bremen-Osterholz mit dem Fahrrad zum Hofladen geradelt – eine knappe Stunde Anfahrt nimmt der Osterholzer dafür in Kauf. „Schumachers Biohof“ sei der einzige Hofladen, in Bremen, der sein Bio-Rindfleisch direkt an die Kunden weitergibt, sagt Fass. „Wer hier einmal gekauft hat, will nichts anderes mehr essen“, meint der Stammkunde. So wie Uwe Fass geht es auch Claudia Reihert. „Ich bin wegen der Auswahl hier – Fleisch vom Rind, Lamm, Geflügel und Wild – hier gibt es alles mit einem Einkauf“, sagt die Bremerin.
Neustart gelingt
Hähnchen und Geflügel kommen vom befreundeten Hof Schröder in Schwarzenbek, Lamm von Stelljes-Subarew aus dem benachbarten Timmersloh, Schweinefleisch aus Diepholz und Wild von Bernd Kremer aus Fischerhude, erklärt Anja Schumacher. Alle Betriebe, mit denen sie zusammenarbeiten, müssten sich nach Bio-Qualitätsstandards richten – die im Vergleich zu EU-Bio aus dem Supermarkt viel strenger seien. „Wir dürfen zum Beispiel keine Antibiotika-Prophylaxe verabreichen“, nennt Friedhelm Schumacher ein Beispiel.
Kundin Claudia Reihert weiß das zu schätzen. „Das Fleisch hat eine super Qualität“, sagt die Bremerin. Sie kaufe für den Grillabend mit ihrem Partner und dessen Kind ein. "Klar ist das Fleisch hier ein wenig teurer als im Supermarkt", räumt die Stammkundin ein: „Aber wenn man sich das grundsätzlich leisten kann, dann ist es etwas, was man machen sollte. Das hat auch etwas mit Verantwortung zu tun, dass ich dann nicht zu Aldi, Penny oder Lidl gehe – wenn ich mir doch gutes Fleisch leisten kann“, sagt Reihert.
Im Jahr 1998 haben Schumachers erstmals einen kleinen Laden direkt auf ihrem Hof eröffnet. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: „2000 haben wir auf Bio umgestellt. 2007 kam Bio dann in die Supermärkte und wir konnten mit unseren Bioland-Waren die Preise nicht halten“, erinnert sich Anja Schumacher. Zwölf Jahre lang verkaufte die Familie ihr Bioland-Fleisch nur noch auf Bestellung.
Im Jahr 2019 versuchten die Landwirte den Neustart. Mit Erfolg. „Ich glaube, da hat uns die Corona-Pandemie in die Hände gespielt“, vermutet Anja Schumacher. „Die Leute wollten vor Ort einkaufen und kochen – sie waren bereit, für gute Lebensmittel mehr auszugeben. Viele mochten den Einkauf in kleinen Läden.“ Letzteres sei bis heute so geblieben.
Ein schönes Wochenende wünscht Verkäuferin Astrid Elsen ihrer Kundin zum Abschied. Ein kleiner Plausch und die Begleitung zur Ladentür nach dem Einkauf gehören für Elsen, die heute hinter dem Tresen steht, stets dazu. Einfache, gute Lebensmittel, ein Plausch an der Kasse, dafür würden Kundinnen und Kunden auch nach der Pandemie selbst längere Wege in Kauf nehmen.
Nur einen Kilometer weiter, am Hollerdeich, weiden Schumachers Kühe und Bullen mitten im Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Es gibt fast keinen Tag, an dem Friedhelm Schumacher nicht mit ihnen spricht und nachschaut, wie es ihnen geht. „Auf unserem Hof werden Mutterkühe mit Kälbern und die weibliche Nachzucht ökologisch gehalten, wir geben unseren Tieren Zeit zum Wachsen“, berichtet der Landwirt.
"Jetzt, im Sommer, laufen die Tiere auf saftigen Wiesen und bestimmen ihr Futter selbst." Im Winter würden sie im Stall mit Gras-Silage und Heu vom Hof versorgt. Durch die schonende Aufzucht habe das Fleisch besonders gute Werte an lebenswichtigen Vitaminen und Fettsäuren. "Das ist uns wichtig", unterstreicht der Landwirt, während er auf seinen Trecker steigt, um nach den Kühen zu sehen.
ZUR SACHE
Informationen
Am Wochenende ist Schumachers Biohof-Laden in der Katrepeler Landstraße 56a in Bremen freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet, sonnabends von 10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0421/20 07 911. Hofläden in Bremen und umzu haben den Verein „Regional leben“ gegründet, um gemeinsam darauf hinzuweisen, wie einfach und nachhaltig der Einkauf regionaler Lebensmittel sein kann. Auf der Plattform regional-leben.de stellen sich die Direktvermarkter vor. Der Verein will nach eigenen Angaben gleichzeitig ein Wegweiser zum Hofladen „um die Ecke“ sein.
INFO
Frisch aus dem Urlaub zurück und der Kühlschrank ist leer? Wer nach Ladenschluss noch frische Eier, Kartoffeln oder Eingemachtes im Glas vermisst, wird hier fündig: im Hofladen – gleich um die Ecke. Hier bieten Menschen aus der Region ihre Lebensmittel oft rund um die Uhr an – meistens kommen sie direkt vom eigenen Hof oder aus der Nachbarschaft. In der Reihe "Hofläden" stellen wir einige von ihnen vor.1